Säuglingssterblichkeit
1910 starb noch jedes achte Kind (12,5 %) während der Geburt, 1949
waren es noch 4,9 % (BRD), seither sank die Rate kindlicher perinataler (Zeit von der Geburt bis zu
7 Tage danach) Todesfälle kontinuierlich auf etwa 0,6 % (BRD 1999). Diese Todesfälle sind heutzutage
nur sehr selten durch das Verhalten der Hebammen, Ärzte oder Mütter unter der Geburt bedingt. Diese
Todesfälle sind meist auf Erkrankungen zurückzuführen, die nicht mit dem Leben außerhalb der
Gebärmutter vereinbar sind, oder die Kinder sind extrem zu früh zur Welt gekommen. Viele
medizinische aber auch allgemeine, gesellschaftliche Veränderungen haben zu diesem Erfolg
beigetragen.
Hypoxieschäden
Höher als die perinatale Sterblichkeit ist derzeit die Rate der durch
Hypoxie (Sauerstoffmangel) cerebral geschädigten Kinder. Perinataler Sauerstoffmangel stellt nach
wie vor eine der größten Gefährdungen des ungeborenen Kindes während der Geburt dar.
Je besser die Überlebenschancen der Kinder wurden, desto mehr stieg der berechtigte Anspruch
werdender Eltern auf ein gesundes Neugeborenes. Dies blieb nicht ohne Folgen: Aus Angst um das Wohl
des Kindes wünschen sich immer mehr Frauen einen Kaiserschnitt, ohne überhaupt eine natürliche,
vaginale Geburt zu versuchen. Aus Angst vor den immer größer werdenden haftungsrechtlichen Folgen
für Geburtshelfer nimmt auch bei den Ärzten die Bereitschaft zu, sich in unsicheren Fällen für einen
Kaiserschnitt zu entscheiden. Daher stieg die Kaiserschnittrate weltweit dramatisch an, in der BRD
von 3,6 % (1949) auf 18,6 % (1999), in unseren europäischen Nachbarländern auf über 20 %, in den
USA zum Teil auf über 30 %, in Brasilien auf über 70 %.
Perinatale Überwachung
Es wurden und werden erhebliche Mittel (erfolgreich!) aufgewandt für
Vorsorgeprogramme zur Überwachung von Müttern und Kindern in der Schwangerschaft. Allein die
entscheidende Phase unserer Menschwerdung, die Geburt selbst, wird noch immer mit einer Methode
überwacht, welche schon zu Lebzeiten Napoleons (Paris 1818) gefunden wurde. Damals fanden zwei
Forscher nahezu gleichzeitig, dass die fetale Herzfrequenz gewisse Rückschlüsse auf den Zustand von
Kindern unter der Geburt erlaubt. Die Messung der fetalen Herzfrequenz ist in allen
Industrienationen noch immer das wichtigste und nahezu ausschließliche Überwachungsinstrument
zur Messung des kindlichen Zustandes unter der Geburt.
Trotz der technischen Fortentwicklung vom intermittierend angewandten Hörrohr zu dem jeden einzelnen
Herzschlag erfassenden CTG sind wir heute weit davon entfernt sichere Aussagen über das Wohlbefinden
des Feten unter der Geburt zu machen. Das Cardio-Toko-Gramm (die Aufzeichnung der fetalen
Herzfrequenz gemeinsam mit der Wehentätigkeit) zeigt nicht den wirklichen Zustand des Ungeborenen an.
Die fetale Herzfrequenz kann von vielen anderen Faktoren beeinflusst werden, z.B. von Stimulationen
des nervus vagus (Eingeweidenerv), infolge der Kompression des kindlichen Köpfchens im
Geburtskanal, von Katecholaminen im kindlichen oder mütterlichen Kreislauf durch den
Geburtsstress, von der Körperlage der Mutter, deren Kreislaufbelastung, von Medikamenten zur
Geburtserleichterung und anderen Komponenten.
So korrelieren nach neueren Untersuchungen weniger als 20 % der pathologischen fetalen
Herzfrequenz-Muster mit einer wirklichen Gefährdung des Kindes, häufig mit der fatalen Konsequenz
eines unnötigen Kaiserschnittes. (Lit.: Göschen 1984, Göschen 1992 / Diemer u. Beck, Der Gynäkologe,
S.187-190, 1992 / Gross W. Jahrbuch der Gynäkologie und Geburtshilfe S. 77-89, 1991 / Visser G.H.A.
Bailleres Clinical Obstetrics and Gynecology, S. 117-124, Bd. 1, 1988).
Seit Jahrzehnten hat man sich daher weltweit bemüht, zusätzliche Parameter zu finden, welche einen
besseren Rückschluss auf das kindliche Wohlbefinden erlauben. Gleichzeitig wurde versucht, diese
Parameter unter der Geburt mit möglichst minimalem Eingriff in das Geburtsgeschehen möglichst
häufig, am besten sogar laufend, zu erfassen. Zu diesen Parametern zählen der pH-Wert des Blutes,
der Laktatgehalt, der Basenexcess, die Strömungsverhältnisse in mütterlichen (Gebärmutter) und
fetalen Blutgefäßen (Nabelarterie, Hirnhautarterie). Alle diese Parameter geben jedoch nur einen
indirekten, von vielen Einflussfaktoren verfälschten Hinweis auf den wirklichen Zustand des
Kindes.
Mikroblutuntersuchung (MBU)
Saling (1961) inaugurierte die Mikroblutuntersuchung als Methode
um anhand des pH-Wertes eine bessere Zustandsdiagnose zu erlauben. Trotz der damit eindeutig
verbesserten Diagnosestellung wird die Mikroblutuntersuchung nur ungern angewandt. Der Nachteil
der MBU liegt im technischen Aufwand der Methode. Sie ist schwierig durchzuführen, traumatisierend
für den Feten und daher nicht beliebig oft wiederholbar.
Die kontinuierliche Ableitung des pH-Wertes hat bisher keine klinische Einsetzbarkeit erreicht
(Stamm 1976, Bloch 1978, Lauersen 1979, Small 1989).
Sonografie
Die dopplersonographische Untersuchung uteriner und fetaler Gefäße
kann zwar in der Schwangerschaft prognostisch verwertbare Ergebnisse liefern (Überblick in Beck
L., Bender H.G., Hepp H., Künzel W. (Hrsg.), Der Gynäkologe, Heft 5/92, Springer Verlag),
Flussmessungen sub partu eignen sich aber bislang nicht zur aktuellen Zustandsdiagnostik des
Feten (Weiss E., Maternales und fetales Blutflußprofil während der Geburt, im gleichen Heft).
Sauerstoffmonitoring
Der Zustand des Kindes hängt in erster Linie von der Versorgung des
Gehirns mit Sauerstoff ab. Die kindlichen Herzfrequenz-Muster korrelieren jedoch nur gering mit
der fetalen Sauerstoffversorgung. Seit Jahrzehnten wird daher in der Geburtshilfe ein
zuverlässiges, routinemäßig einfach anzuwendendes Verfahren zur kontinuierlichen Messung der
fetalen Sauerstoffversorgung gefordert.
Die kontinuierliche Ableitung des Sauerstoffpartialdrucks konnte sich nicht durchsetzen
(Huch 1972, 1973; Aarnoudse 1985). Der Sauerstoffpartialdruck der Kopfschwarte erlaubt nur sehr
indirekte Aussagen über die cerebrale Sauerstoffversorgung.
Der wichtigste extracerebral erfassbare Parameter ist die Sauerstoffsättigung, da sie bei
Bekanntheit der Hämoglobinkonzentration unmittelbar die Sauerstofftransportkapazität
widerspiegelt. Die Pulsoximetrie (Nakajima 1975) ist in der Lage, den mit Sauerstoff gesättigten
Hämoglobinanteil allein des arteriellen Blutes, bezogen auf das Gesamthämoglobin zu messen.
Entsprechend dem Lambert-Beerschen Gesetz wird Licht auf dem Weg durch Gewebe absorbiert.
Transmissions- und Reflexions- Pulsoximetrie
1989 konnte sich die Fachwelt noch nicht vorstellen, dass die
Pulsoximetrie je Einzug in die Geburtshilfe erhalten könnte.
Prinzipiell gibt es zwei pulsoximetrische Verfahren: Die für die Pulsoximetrie erforderliche
Durchleuchtung eines Gewebestückes kann nach dem Reflexions- oder nach dem Transmissionsprinzip
erfolgen. Bei der Reflexpulsoximetrie liegen Lichtemitter und -empfänger nebeneinander,
Reflexionen an oberflächlichen und/oder tieferen Gewebeschichten spielen (neben Absorption,
Transmission und Streuung) eine dominante Rolle. Bei der Transmissionspulsoximetrie liegen
Lichtemitter und -empfänger auf gegenüberliegenden Seiten des Gewebes, die Transmission spielt
(neben Absorption und Streuung) die dominante Rolle. Am "geborenen Menschen", neugeboren oder
erwachsen, hat sich das Transmissionsprinzip durchgesetzt, da es den gravierenden Fehler der
Reflexpulsoximetrie, den Lichtshunt in den oberflächlichen Hautschichten, nicht hat, d.h. es gibt
kein Licht, welches durch die oberen Gewebeschichten passiert und keine biologisch relevante
Information trägt. Üblicherweise werden bei der Transmissionspulsoximetrie ein Finger, eine Zehe
oder ein Ohrläppchen durchleuchtet. Für die Messung am Feten existieren daher aus leicht
nachvollziehbaren Gründen bisher vorwiegend Messsonden, welche nach dem Reflexionsprinzip arbeiten.
(Huch et al., Butterwegge, Gardosi). Obwohl Reflexionspulsoximetriegeräte mittlerweile weltweit
angeboten werden können sie sich wegen ihrer Ungenauigkeit und Unzuverlässigkeit nicht
durchsetzen. Auf dem Kongress der DGGG im Juni 2000 wurde sogar von einem der Hauptanwender
(Schmidt) ausdrücklich davor gewarnt, sich auf die Messergebnisse der Geräte zu verlassen.
Einzig bei der reinen Transmission des Gewebes mit Licht, also unter Ausschluss von Shuntlicht,
ist ein korrekter Rückschluss auf die arterielle Sauerstoffsättigung möglich.
Der Ausschluss der Shuntlichtanteile ist eine wichtige aber leider häufig sträflich vernachlässigte
Bedingung für die Pulsoximetrie. Bei der Reflexpulsoximetrie gibt es erhebliche und unvermeidliche
Shuntlichtanteile, so dass die Reflexpulsoximetrie gravierende Messfehler aufweist. Aus diesem
Grund hat letztlich in den letzten 2 Jahrzehnten die Transmissionspulsoximetrie und nicht die
fehlerhafte Reflexpulsoximetrie ihren Siegeszug in die Krankenhäuser und Notarztwägen antreten
können. Für den Experten war dies keine Überraschung.
Da beim Feten keine natürlich zugänglichen Applikationsorte für eine Transmission mit Licht
zugänglich sind - weder Finger noch Ohrläppchen sind beim Feten erreichbar - ließen sich einige
Arbeitsgruppen vom vermeintlich simplen Sensordesign der Reflexpulsoximetrie verführen
(Gardosi, Huch, Butterwegge). Die Wahl basierte vermutlich auf dem Wunsch der Arbeitsgruppen eine
kommerzielle Verwertung anzustreben, die Transmissionspulsoximetrie war jedoch schon ab 1989 durch
die frühen Patente von Buschmann nicht mehr zugänglich.
So ergab es sich, dass Buschmann als erster und einziger den Versuch unternahm, die außerordentlich
erfolgreiche Transmissionspulsoximetrie als Monitoring für den Feten sub partu zugänglich zu
machen.
Den anderen Arbeitsgruppen blieb nur die Reflexionspulsoximetrie und die Hoffnung, dass Geräte, die
auf diesem Prinzip beruhen, funktionieren mögen. Allerdings leidet die Reflexionspulsoximetrie an
unvermeidlich schweren Messfehlern, die sich aus der Theorie der Pulsoximetrie leicht ableiten
lassen. So ist die Ungenauigkeit der Reflexpulsoximetrie ein grundsätzliches Problem, das nicht
durch anspruchsvolles Gerätedesign und aggressives Marketing überwinden lässt. Die
Reflexionspulsoximetriegeräte konnten erwartungsgemäß klinisch nicht überzeugen (siehe auch Garite
et. al, 2000 Am. J. Obst. Gynecol.).
Fetale Transmissionspulsoximetrie (FTPO)
Von Anfang an war es die Intention von BLM, die
Transmissionspulsoximetrie für die Anwendung am Feten zu benutzen, ist es doch das Verfahren mit
den geringsten gewebsoptischen Problemen und der höchsten Genauigkeit. Da beim Feten keine
natürlichen Gewebe zugänglich sind, kann man die in jeder Hinsicht überlegene
Transmissionspulsoximetrie nur dann erhalten, wenn man ganz neue Lichtwege einsetzt:
- von innen nach außen
- von außen nach innen
- von innen nach innen
d.h. die Transmissionspulsoximetrie am Feten ist nur mit invasiven Sensoren zu realisieren.
Buschmann (Lancet 1992) entwickelte eine Skalpelektrode (KSE = Kopfschwartenelektrode),
welche nach dem Transmissionsprinzip arbeitet. Da beim Feten keine natürlich durchstrahlbaren
Gewebe zugänglich sind, ist die Transmissionspulsoximetrie nur mit invasiven Sensoren zu
realisieren: Die Transmission des Gewebes erfolgt von innen nach außen oder umgekehrt oder von
innen nach innen, d.h. wenigstens eine optische Komponente befindet sich innerhalb des Gewebes.
Als Sensordesign für die fetale Transmissionspulsoximetrie bietet sich die Kopfschwartenelektrode
ideal an:
- Sie ist in der Geburtshilfe seit Jahrzehnten bekannt und wurde erfolgreich benutzt.
- Sie ist invasiv und kann so zum Träger der optischen Komponenten werden.
- Der Halt am fetalen Gewebe ist zuverlässig und reproduzierbar.
Da die Bedingungen des Sauerstofftransportes beim Feten sich wesentlich von denen beim Erwachsenen
unterscheiden, die Sauerstoffsättigung beim Feten liegt zwischen 50 % und 70 %, kann aber auch auf
Werte unter 10 % absinken, sind Pulsoximeter für Erwachsene oder Neugeborene für Messungen beim
Feten unbrauchbar (Gary et al 1969). Folglich mussten für die fetale Pulsoximetrie sowohl die
Messsonden als auch die Pulsoximetriegeräte, die zugehörige Software und die Kalibration speziell
entwickelt werden.
Die Transmissionspulsoximetrie, die dem hier vorgestellten Konzept zugrunde liegt, und die sich an
"extrauterinen Menschen", am Erwachsenen und am Neugeborenen weltweit millionenfach bewährt hat,
erweist sich nun auch am Feten in ersten klinischen Anwendungen als äußerst erfolgreich. Die
Transmissionspulsoximetrie zeigt eine Genauigkeit und Sensitivität, die alle Erwartungen
übertrifft. Man kann ohne Übertreibung von einer sensationellen Performance dieses neuen fetalen
Monitorings sprechen: Obwohl die klinischen Studien derzeit erst am Anfang stehen, lässt sich
folgender, höchst interessanter Nachweis führen: 2er DIPs gehen mit einem DIP-synchronen Einbruch
der Sauerstoffsättigung einher, wobei Sauerstoffsättigungswerte von nur 10 % vorkommen. Diese noch
unveröffentlichten Daten sind weltweit einzigartig.
Man kann davon ausgehen, dass die fetale Transmissionspulsoximetrie für die Geburtshilfe eine
ähnliche Revolution bedeutet wie es die Einführung der Transmissionspulsoximetrie in den 80er
Jahren war, mit vergleichbaren Chancen für die Unternehmen der Medizintechnik.
BLM sucht zur Zeit einen Partner für die Produktion und Vermarktung der Fetalen
Transmissionspulsoximetrie.
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